"Trau‘ dich zu zeigen, wer du bist."
Ein Interview mit der Personalentwicklerin Olga Klunk
Olga Klunk ist Personalentwicklerin und begleitet Menschen, die sich (beruflich) verändern möchten. Grund genug, hier einmal nachzufragen, was auf Arbeitnehmerinnen zukommt, wenn sie die Möglichkeit haben, wieder in den Beruf einzusteigen. Britta Jansen, Fachbereichsleiterin bei der VHS Ratingen fühlte Olga Klunk auf den Zahn:
Britta Jansen: Frau Klunk, was braucht eine Frau in der heutigen Arbeitswelt, wenn sie nach einer Pause wieder einsteigt?
Olga Klunk: Sie braucht drei Dinge: Mut, Selbstvertrauen und Humor. Sie braucht Mut, um sich auf eine unsichere, unbekannte Situation einzulassen. Der letzte Business-Kontakt liegt vielleicht schon ein wenig zurück, die Gesprächstechnik ist eine andere als im Familienleben und der Rahmen des Selbstbilds verschiebt sich: die Arbeitnehmerin ist nicht mehr nur sie selbst, sie hat jetzt das Gefühl, jemandem oder einer Erwartung als Arbeitnehmerin entsprechen zu müssen.
Sie benötigt Selbstvertrauen, um sich und ihre Stärken bewusst machen zu können. Das kann und sollte jede. Mütter beispielsweise verfügen über ein großes Maß an Organisationstalent. Sie reagieren empathisch auf Ihre Umwelt, behalten einen kühlen Kopf und setzen Prioritäten. Das sind besonders wertvolle Stärken für ein Unternehmen. Nur sind diese Stärken den Frauen oftmals nicht im ersten Moment präsent, da sich diese im Alltagsgeschäft zeigen und unbewusst ablaufen.
Ein Quentchen Humor sorgt dafür, unachtsam geäußerte Kommentare nicht so ernst zu nehmen bzw. diese aus einer Perspektive betrachten zu können, die mögliche, leider typisch weibliche, Selbstzerfleischungen begrenzt.
Britta Jansen: Wie erreiche ich diese drei Grundbedingungen für eine entspannte Arbeitsaufnahme?
Olga Klunk: Durch Fort- und Weiterbildungen, die inhaltlich Impulse geben, in denen die Frau aber auch auf andere Gleichgesinnte trifft, sich austauschen und Kontakte schließen kann. Literatur und Online-Angebote bieten vielfältige Möglichkeiten, sich zu reflektieren und vorzubereiten. Frauen fehlen heute vielerorts immer noch Vorbilder, hier ist es wichtig, sich solche konkret zu suchen. Das können Freundinnen, Familienmitglieder oder weitere Bekannte sein, aber auch Persönlichkeiten aus dem öffentlichen – und Berufsleben. Ein erster Schritt in die Selbstanalyse ist, sich zu fragen, welche 5 Personen mich in meiner unmittelbaren Umgebung prägen. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die eigene Person ziehen.
Was hat sich in den letzten 10 Jahren insbesondere in der Berufswelt verändert?
Olga Klunk: Es wurde das Bewusstsein geschärft, dass Frauen gebraucht werden. Nicht nur der Fachkräftemangel weist auf diesen Umstand hin, sondern es hat sich ein Bedarf an Merkmalen herauskristallisiert, die insbesondere Frauen zugesprochen werden: Verantwortungsbewusstsein, Organisationstalent, Langatmigkeit und Empathie. Unternehmen zeigen auch besonderes Interesse an Arbeitnehmerinnen, die ein hohes Maß an Lernbereitschaft und der damit einhergehenden Flexibilität mitbringen.
Britta Jansen: Mit welcher Art Chefin, welchem Chef muss ich aktuell rechnen
Olga Klunk: Die heutige Führungsetage besetzen zu einem großen Teil Menschen aus der Generation X. Das sind Menschen, ca. 60 Jahre, deren Elterngeneration sich Wohlstand durch harte Arbeit verdient haben. Die Arbeit war durch eher unflexible Arbeitsbedingungen geprägt mit wenigen Partizipationsmöglichkeiten. Gefragt waren fleißige, aber eher wenig initiative Arbeitnehmertypen. Die Elterngeneration der Generation X lebten insbesondere traditionelle Rollenbilder vor. Arbeitnehmerinnen, die unter der Generation X arbeiten, empfehle ich, insbesondere die logisch-analytischen Fähigkeiten herauszustellen sowie sachlich und fachlich zu argumentieren.
Führungskräfte aus der Generation Y (also Jahrgang 80) weisen sehr viele verschiedene Prägungen auf. Hier spielen kulturelle Einflüsse eine Rolle, die Gender-Frage wird nicht eindeutig beantwortet. Auch Glaubenssätze wie bspw. „Respekt vor dem Alter“ sind nicht allgemeingültig, was nicht heißen soll, dass sich hier respektlos verhalten wird. Ein gutes Arbeitsklima wird hier vielfach groß geschrieben. Es sind gerne Mitarbeiterinnen gesehen, die initiativ, flexibel und selbstbestimmt Arbeiten erledigen und diese auch sehen.
Britta Jansen: Welchen Tipp geben Sie Frauen mit auf den Weg, wenn sie wieder in den Beruf einsteigen?
Olga Klunk: Trau‘ dich zu zeigen, wer du bist. Frauen und Mütter müssen sich nicht verstecken und können stolz auf ihre Stärken und Fähigkeiten sein. Manchmal gehört ein langer Atem dazu, in der Berufswelt wieder Fuß zu fassen, aber es lohnt sich und jede Arbeitnehmerin wird gebraucht.
Nähere Informationen bei Britta Jansen, Tel.: 02102- 550 4304 und auf unserer Website www.vhs-ratingen.de
Text und Bild: Britta Jansen, vhs Ratingen
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